Sonntag, 17. Oktober 2010

Islam ein Teil von Deutschland

Der "Honigmann" zitiert freundlicherweise auf seinem Blog einen Offenen Brief von Ralph Giordano an Bundespräsident Wulff, wie Michael Neumann als Erster in Facebook bemerkte. Der Autor möchte
an Hand von Auszügen vielleicht ein paar eigene Gedanken beitragen.

Vorweg vielleicht noch eine Klarstellung, dass "Islam" sicherlich eine differenzierte, breite Bewegung unterschiedlicher Ansichten und Überzeugungen seiner Gläubigen ("Umma") ist, die nicht "über einen Kamm" geschoren werden kann. Nicht nur seine extremen (orthodoxen?) Auswüchse bestimmen die Wahrnehmung über "den Islam", auch die Millionen Anhänger in ihrem täglichen Verhalten, z.B.
  • gegenüber den hier noch in der Mehrheit befindlichen "Ungläubigen"
  • Einstellung zum Einsatz von Gewalt und zur Wahrheit
  • Kritikfähigkeit und geistige Flexibilität
  • die bekannt gewordenen Vorstellungen über (Familien-)Ehre und ihre Durchsetzung / Schutz 
Der Autor nimmt an, dass Hr. Giordano dies mit "militant" meint, vergl. Wikipedia "Militanz".

Weiterhin muss man festhalten, dass der Islam, vielleicht noch mehr wie die christlichen Kirchen, ein all-umfassendes Gesellschaftsbild hat, d.h. es gibt (noch) keine Trennung zwischen einer staatsunabhängigen "Religion" oder "Kirche", sondern der Islam versteht seine Vorbilder ("Gebote") auch als politische Zielvorstellung für die einzige Organisationsform der Gesellschaft ("Staat").
Abschließend möchte man festhalten, dass nach Ansicht von Liberalen eine Religion eigentlich ein ganz normaler privatrechtlicher Verein ist, in den jede(r) jederzeit eintreten darf. Da die Vereinsmitglieder aber aus "dem Islam" nicht ungehindert wieder "austreten" können, ohne mit dem Tode bedroht zu werden, ist der Islam auch dort problematisch für Liberale.

Hr. Giordano schreibt u.a.:
Denn der politische und militante Islam ist nicht integrierbar, aber auch der „allgemeine“ jenseits davon ist noch problematisch genug. Ist er doch bisher auf die Frage, ob er vereinbar sei mit Meinungsvielfalt, Gleichstellung der Frau, Pluralismus, Trennung von Staat und Religion, kurz, mit Demokratie, jede überzeugende Anwort schuldig geblieben.
Die Liberalen stehen für die persönliche, individuelle Freiheit, natürlich auch für die Meinungsfreiheit und für die Religionsfreiheit. Sie stehen für eine rechtliche Gleichstellung der Frauen mit Männern, halten den Pluralismus von indivduellen Meinungen und Weltanschauungen für wichtig und schützenswert, sie stehen "eigentlich" auch für die klare Trennung von Staat und Religion. Im deutschen Grundgesetz sind alle diese Werte eingeflossen - es ist ein sehr liberales Grundgesetz. Die gelebte Wirklichkeit ist leider anders. Deutschland ist leider kein liberales Land, obwohl es gute Voraussetzungen dafür mitbringt. Der Kampf um Freiheit ist nicht mit der Schaffung des Grundgesetzes abgeschlossen. Er wird täglich aufs neue geführt, die Freiheit in Deutschland muss täglich und stündlich verteidigt werden. Hier und jetzt in Deutschland (und anderen Teilen Europas und der anderen "westlichen" Welt)...
stoßen in der Tat zwei grundverschiedene Kulturkreise aufeinander, und das in sehr unterschiedlichen Entwicklungsstadien.  Einmal der judäo-christliche, in dem sich nach finstersten Geschichtsepochen mit Renaissance, Aufklärung, bürgerlichen Revolutionen und ihrer Fortschreibung das liberale Muster durchgesetzt hat, ein gewaltiger Sprung nach vorn.
Dann der andere, der islamische Kulturkreis, der nach zivilisatorischen Glanzzeiten, die das Abendland nur beschämen konnten, bei aller inneren Differenzierung dennoch bis heute eine gemeinsame patriarchalisch-archaische Stagnation zu verzeichnen hat: gehorsamsorientiert, säkularitätsfern, auf Ungleichheit der Geschlechter, elterliche Kontrolle und fraglose Anerkennung von religiösen Autoritäten fixiert. Es ist der Zusammenstoß zwischen einer persönliche Freiheiten tief einengenden, traditions- und religionsbestimmten Kultur, und einer anderen, nach langen Irrwegen individualistisch geprägten, vorwiegend christlichen und doch säkularen Gesellschaft.
Es ist kein Verdienst der gerade über dieses, UNSER Land herrschenden Politiker, es ist nicht Leistung der jetzt in Deutschland lebenden Menschen. "Wir stehen auf den Schultern von Riesen", u.a.
  • Den vielen, langen europäischen Religionskriegen, die Millionen Leben kosteten
  • den Erfahrungen unserer Nachbarländer mit deren Politik(ern) und Religion(en)
  • den Erfahrungen aus den deutschen Vernichtungslagern und den Verbrechen, die dort auch aus religiösen Gründen geschahen
  • der Väter und Mütter des Grundgesetzes und deren Weisheit und Mut
  • der Aufklärung mit ihren langen Diskussionen und Kämpfen um jeden Fußbreit der Freiheit
  • der politischen Entwicklung mit der Trennung von Kirchen und weltlicher Herrschaft, die letztlich in die Hände der Menschen selbst gelangte.
  • Sokrates, Kopernikus, Darwin, Freud, Einstein, ...
  • Kinsey-Report, Oswald Kolle und Beate Uhse und Alice Schwarzer
  • Spiegel-Affaire, Strauß, Wehner
  • uvam ...
Diese Erfahrungen und Lehren sind nicht abschließend. Wir müssen uns jeden Tag neu finden, ändern und dazulernen. Das ist schwer, aber wir gewöhnen uns daran. (Vergl. dazu die Mäuse-Strategie).
Dr. Ezhar Cezairli, Mitglied der Deutschen Islamkonferenz: „Ich finde es verständlich, wenn Menschen, die keineswegs der rechten Szene zugehören, Angst vor Islamisierung haben.“ Und weiter: „Es ist eine Gefahr für die Zukunft Deutschlands, dass manche Politiker durch ihre Ignoranz gegenüber islamischen Organisationen dabei sind, die Grundlagen unserer aufgeklärten Gesellschaft aufzugeben.“
Vielleicht muss man "Angst" noch von "Sorge" oder "Unsicherheit" trennen? Unbekanntes kann so viele Chancen wie auch Risiken haben. Die Welt wird komplexer, schwieriger. Nicht jeder kann sich damit zurecht finden und möchte irrational eine für ihn selbst einfache Welt "zurückhaben". Diese Menschen sind nicht nur "durch ihre Ignoranz gegenüber islamischen Organisationen dabei", unsere schwer und teuer errungenen Freiheiten zu riskieren, aufzugeben, von sich zu stoßen, es gibt auch eine Menge anderer Gründe zurück in die gute alte Zeit, ins dunkle Mittelalter zu wollen. Man hört von so vielen Lügen, so viel Betrug, so viel Schlechtes, so viele Katastrophen... Wie einfach erscheint doch da der vermeindliche "Weg", einfach die Zeitung zu verbieten (wenn man nur die Macht dazu hat). Die gab es früher auch, aber man wusste nicht davon. Man war nicht davon "betroffen", konnte "unbeschwerter" leben.
Ob sich die Protagonisten "grün" oder "schwarze" oder "konservative" nennen, ist dabei egal - sie drängt ist nicht nach mehr Freiheit, sondern nach mehr Macht. Macht in der Wirtschaft, Macht in Staat und seiner Bürokratie, Macht durch Politik. Und dort schließt sich der Kreis mit dem extremistischen Islam, den es zur Macht drängt, damit seine Ziele und Träume auf dieser Erde verwirklicht werden. Weltherrschaft für die Einen, Unterdrückung für alle Anderen - das Thema und die notwendigen Folgen kennen wir Deutsche und Europäer schon zu genüge, wir sind damit "fertig".

Hr. Giadorno schließt mit den Worten:
Es bleibt die Ehre der Nation, jeden Zuwanderer, Fremden oder Ausländer gegen die Pest des Rassismus und seine Komplizen zu schützen. Gleichzeitig aber ist es bürgerliche Pflicht, sich gegen Tendenzen, Sitten, Gebräuche und Traditionen aus der türkisch-arabischen Minderheit zu wehren, die jenseits von Lippenbekenntnissen den freiheitlichen Errungenschaften der demokratischen Republik und ihrem Verfassungsstaat ablehnend bis feindlich gegenüberstehen. ... Demokratie ist mir heilig, denn nur in ihr fühle ich mich sicher. Deshalb: Wer sie antastet, hat mich am Hals, ob nun Moslem, Christ oder Atheist.
Das kann man nur vorbehaltlos unterstützen, unterzeichnen, fordern und fördern. Bitte machen SIE auch mit. Jeden Tag, an jedem Ort - FÜR die FREIHEIT.

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